Montag, 23. September 2013
Gute Laune, gutes Tschiki-Tschaka
Nun ergab es sich gestern, dass sich unser Mädelsausflug dem Ende zuneigte und wir uns aufmachten, mit der Bahn den Heimweg anzutreten. Zuerst von Regensburg nach München und dann von München gen Heimatstadt. Die Strecke Prag-Regensburg-München wird von der Regionalbahn Alex betrieben, es gibt noch 6-er-Abteile anstatt der bei uns üblichen Großraumwagen und das überwiegend osteuropäische Servicepersonal fährt mit einem Saftschubbsenwägelchen durch den Zug und bietet warme und kalte Getränke an. Daran ist ja zuerst einmal nichts Besonderes, hätte der Kellner dabei nicht laut irgendwelche Partyhits gesungen, wie absolut zugedröhnt gekichert und beim Anblick unserer gesetzten Damenrunde die Weisheit des Tages von sich gegeben, nämlich "Gute Laune, gutes Tschiki-Tschaka". Um keinen Zweifel am Gesagten aufkommen zu lassen, hat der tschechische Eisenbahnphilosoph eine optische Untermalung in Form von eindeutigen Gesten in Richtung seines Genitals mit im Gepäck. Ich war baff, sprachlos, von den Socken. Um mich zu vergewissern, dass mein krankes Hirn mir keinen Streich spielt, schnell nochmal das DB-Schildchen an seinem Hemdchen gecheckt. Eindeutig, ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn, und der fasst sich in den Schritt wie Michael Jackson zu seinen besten Zeiten. Ungläubiges Staunen auch bei den Mitreisenden. Unglücklicherweise haben wir dann genau falsch reagiert, nämlich wie auf Kommando alle losgeprustet. Dadurch angespornt hat er uns dann beim Servieren des Kaffees noch den Tipp gegeben, heute Abend noch "gute Liebe zu machen" und jedes Mal, wenn er am Abteil vorbei kam, "Gute Laune, gutes Tschiki-Tschaka" gerufen. Man hätte ihn gleich von Anfang an behandeln sollen wie ein lästiges Kleinkind oder einen jungen Hund der versucht, sich in den Vordergrund zu spielen, nämlich kurz und kräftig abstrafen und dann ignorieren. So hatten wir den Schwachkopf die ganze Fahrt über auf der Pelle.

Ich habe die alte Bauernregel "Dumm fickt gut" bisher noch nie einem Praxistest unterzogen. Sollte daran aber nur ein Fünkchen Wahrheit liegen, ist der Zugmann ohne Zweifel absolute Weltspitze.

Pei der Planung unseres kleinen Ausflugs leider nicht bedacht, dass dieser auf ein Oktoberfest-Wochenende fällt und wir ja München Hbf kreuzen müssen. Nichtbayern sei gesagt, dass in unseren Zügen jetzt zwei Wochen lang der absolute Wahnsinn ausbricht. Vorteil daran ist, dass man auf der Strecke München-Heimatstadt ab dem späten Nachmittag theoretisch kein Ticket lösen müsste, man wird eh nicht kontrolliert. Eindeutiger Nachteil ist aber, dass wir bei unserer Abfahrt um 7:30 Uhr morgens schon auf Teenagermädchen in Dirndln gestoßen sind, jede eine Flasche Sekt in der Hand, welche auf der Fahrt schon ohne Glas gelehrt wurde. Abends auf der Rückfahrt um 19:30 dann ein Großaufgebot Polizei am Münchner Hauptbahnhof und in den Zügen massenhaft Besoffene, die meisten zwar nett und lustig, einige aber auch ein bisschen furchteinflößend mit lautem Gebrüll und Sprüchen weit unter der Gürtellinie. Muss man jetzt nicht zwingend haben und beschließt noch im Zug, den nächsten Ausflug ganz sicher außerhalb der Wiesenzeit anzutreten.

Die Einsicht, dass ich wahrscheinlich nicht mehr in den Verlagsbereich zurückkehren kann, so wie ich das eigentlich mal geplant habe, verfestigt sich immer mehr. Von den 6 Ausflüglerinnen von gestern arbeitet inzwischen nur noch eine in der Branche und sie berichtet von weiterhin ungünstigen Entwicklungen aufgrund des sich rasant ändernden Leseverhaltens. Weil der jetzige Job so viel Spaß macht, trifft einen diese Tatsache nicht mehr so hart, obwohl die Verlagszeit wirklich toll war und ich meinen Beruf gerne mochte und eigentlich wieder darin arbeiten wollte. Aber es ist okay, wie es ist, der jetzige Job ist sicher und spaßig und das kann auch nicht jeder von seinem Job behaupten.

Ich habe kein Lied des Tages im Ohr. Ich gebe mir jetzt noch 5 Minuten und wenn mir bis dahin keines eingefallen ist gibt es halt keins.

And the winner is – Sportfreunde Stiller mit "Applaus, Applaus".

Weil "Mein Herz geht auf, wenn Du lachst" auf erfreulich viele Leute zutrifft, deren Bilder gerade wie per Diaschau vor meinem inneren Auge ablaufen. Wie gut, dass die alle da sind.

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