Samstag, 11. Januar 2014
Sex wird überschätzt
Scheinbar ist es für einige Menschen überdurchschnittlich wichtig, was andere Menschen in der Kiste so alles treiben. Scheinbar denken diese Menschen überdurchschnittlich viel und im Detail darüber nach, was das denn so alles sein könnte. Und anstatt sich darüber Gedanken zu machen, dass vielleicht diese eigene Verhaltensweise nicht ganz normal sein könnte, schwingen sich diese Leute zur unser aller Moralpolizei auf. Und als Beschützer unserer Kinder und Jugendlichen obendrein. Denn wenn Eltern, Lehrer und Kinderärzte in der Debatte um den neuen Bildungsplan in BaWü von "abscheulichen Greuelpraktiken" und "moralischer Zersetzung des Landes" im Zusammenhang mit Homosexualität sprechen frage ich mich, ob die Zersetzung nicht schon längst in den Hirnen der Wortführer begonnen hat. Denn letzendlich sind sie es doch, bei denen sich alles nur um Sex dreht. Sie interessiert bei einem Menschen doch in erster Linie, wie und mit wem er es treibt. Dabei sollte dies doch gerade bei so moralisch einwandfreien Mitmenschen lediglich die eigene Sexualität und die des Partners wichtig sein. Aber offensichtlich verwenden diese Leute sehr viel Zeit und Energie und Phantasie darauf, sich über das Sexleben ihres Gegenübers Gedanken zu machen. Warum tun sie das? Das wird mir ein ewiges Rätzel bleiben. Und tun sie das bei jedem, der ihnen so über den Weg läuft? Bei ihrem Chef, bei der Bäckereifachverkäuferin, beim Busfahrer, bei der Kindergärtnerin, beim Kollegen? Sortieren die da ständig in die Schubladen "Schwul", "Hetero", "Lesbisch", "Aktiv", "Inaktiv" ungeachtet anderer Eigenschaften wie nett, anziehen, klug, witzig? Eine solche Denkweise fände ich zumindest eigenartig.

Richtig widerwärtig wird das Ganze aber, wenn man nicht nur sexuell Kategoriesiert, sondern die Kategorien anschließend noch bewertet, wobei die eigene Kategorie natürlich die Norm ist und alle anderen menschlichen Eigenschaften unter den Tisch gekehrt werden. Diese Vorgehensweise ist krank und gefährlich und pervers, denn sie stellt Sex über alles andere. Vor solchen Menschen warne ich mein Kind und nicht vor allen anderen. Und lehne mich dann bequem zurück, weil ich weiss, dass er auch ohne jegliche Einmischung von Kirchen und Schulbehörden und seiner heterosexuellen Eltern und deren homosexuellen Freunden seine Identität finden wird. Weil er es kann und weil man ihn lässt.

Lied des Tages: "Die Ärzte" - "Rebell"

Weil sie damit - vielleicht unbewusst - einen kleinen Lebens- bzw. Erziehungsratgeber geschaffen haben.




Keiner hat das Recht mir zu befehlen, was ich zu tun hab.
Wirklich niemand , einfach keiner
das ist ganz allein meine freie Entscheidung
sowie Meinung oder Kleidung,
und die innere und äußere Erscheinung.

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