Montag, 16. Dezember 2013
Pain in the ass
Ich bin eine schlimme Nervensäge. Bei Fremden oder gegenüber Menschen, zu denen ich ein überwiegend professionelles Verhältnis habe, versuche ich diese Eigenschaft so gut wie möglich zu unterdrücken. Aber nähere Bekannte, Freude und vor allem die Familie und hier zu allererst der arme Mann werden nicht geschont, die Nervensägerei ist direkt proportional zur Größe meiner Zuneigung. Das ist der Grund, warum ich nur ganz tolle Freunde und einen wunderbaren Mann habe. Schwache Charaktäre haben schon viel früher das Weite gesucht, nur die Besten bleiben übrig.

Der Mann, der entweder Nerven aus Stahl hat oder aber ein bisschen autistisch ist und mein Generve deshalb nicht zu 100% realisiert, hat heute wieder eine doppelte Portion Hystiwahnsinn abbekommen. Der Mann hat nämlich, als er neulich während seiner Mittagspause mit offenen Augen durch die Innenstadt wandelte, beim Juwelier seines Vertrauens den weltschönsten Ring entdeckt. Einen Ring nämlich, wie ihn seine holde Gattin schon seit ewigen Zeiten haben wollte. Viele bunte Edelsteinchen sollten auf diesem ansonsten schlichten Goldring unregelmäßig verstreut sein. Es war eher die Vorstellung eines Ringes, denn genau so einen habe ich selber noch gar nicht gesehen. Aber weil man ja das Geld nicht auf der Straße findet und ja auch ständig was in Haus und Hof kaputt geht und man ja auch grundsätzlich ein recht unweibliches Verhältnis zu Klamotten und Schmuck hat, ist man nie auf den Gedanken gekommen, so ein Ringlein vielleicht anfertigen zu lassen. Und dann hat es der Mann einfach so gefunden, in einem kleinen Laden, der nur Einzelstücke hat. Da bei der aktuellen Budgetplanung kein Posten für Geschmeide vorgesehen ist, wollte Frau Hysti das gute Teil „nur mal im Schaufenster ansehen“, bevor sich ein anderes Weib das Ding unter den Nagel reißen konnte. Und – was soll ich sagen – es gibt sie tatsächlich, die Liebe auf den ersten Blick. Ich hätte sofort und ohne zu zögern meine unsterbliche Seele für das Teil verkauft, deshalb konnte auf profane Dinge wie Geld keine Rücksicht mehr genommen werden.
Und heute ist nun der große Tag, an dem Hysti und Ring nach den notwendigen Änderungsarbeiten – größer wegen Wurstfingern!! – zusammen kommen sollen. Eigentlich abends um 6, da kommt der Mann heim und bringt den Ring mit. Aber die Stunden schleichen dahin und man glaubt, keine Sekunde mehr ohne diesen Ring weiterleben zu können. Deshalb musste der Mann zwingend im Büro angerufen und ihm eine frühere Heimkehr – möglichst sofort – ans Herz gelegt werden. Als dieses Anliegen abschlägig beschieden wurde verstärktes Nörgeln und Jammern und die Forderung, dann wenigsten vorab ein Foto des Ringes zu schicken. Spätestens hier hätte dem Mann dämmern müssen, dass bei seinem Weib nicht alle Tassen im Schrank sind, aber weil er seine Nerven sein höchstes Gut sind in dieser Beziehung und deshalb geschont werden müssen, hat er sich breit schlagen lassen und ein Bildlein nach Hause geschickt. Und hier isser!!!





Die Dreckwäsche stapelt sich vom vergangenen Wien-Trip (wunderschön war`s!!) im Keller, die Küche bleibt kalt, denn Frau Hysti muss bis 18:00 Uhr vor dem Rechner sitzen und das Bild anbeten.
Gibt es ein wunderschönes Lied, das einen Ring huldigt, dann ist es das Lied des Tages. Mir fällt momentan kein solches ein.

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