Montag, 7. Oktober 2013
Bordellpressesprecher und Wiesn-Gentlemen
  • HiWi II, die kleine Frohnatur, kommt und erzählt von seinem neuen Berufswunsch, nämlich Bordellpressesprecher. HiWi II hat kürzlich eine Reportage über eines dieser Flatrate-Großbordelle, die ja derzeit wie Pilze aus dem Boden schießen, gesehen. Und dieses Etablissement hatte einen eigenen Pressesprecher, was HiWi II offensichtlich beeindruckt und zur Nachahmung hat. Man gratuliert dem Jüngling zu seiner weisen Berufswahl, das sollte ja immerhin mal ein krisensicherer Job sein, gevögelt wird schließlich immer. Und vielleicht kann er ja seine bisherige Ausbildung durch die konsequente Einführung ressourcenschonend erzeugter Kondome gewinnbringend einsetzen. HiWi II findet diesen Vorschlag überdenkenswert. Man selbst fragt sich hingegen, ob man durch solch alberne Gespräche seine eh schon geringe Autorität nicht zusätzlich schwächt. Da die Halbwertzeit von HiWis aber naturgemäß begrenzt ist beruhigt man sich damit, die HiWi-Nachfolger einfach von Beginn an besser an die Kandare zu nehmen. Die Erziehungsfehler bei den jetzigen Herzchen lassen sich eh nicht mehr ausbügeln.
  • Und weil wir gerade so gemütlich über menschliche bzw. männliche Abgründe sprechen – und in diese Ecke gehört Flatrateficken meiner Meinung nach – noch ein paar Worte zur guten, alten Wiesn. Über die eigenen eher unschönen Erfahrungen hinaus hört und sieht man in Zusammenhang mit dem Oktoberfest Dinge, die man so nicht mit dem Begriff Zivilisation vereinbaren kann. Als da wären die sehr, sehr realistischen Bilder auf München kotzt. Oans, zwoa, gsuffa, sag I da bloß. Oder der Bericht der Münchner Kollegin, die mit anhören musste, wie in ihrer Nachbarschaft eine Frau nach dem Wiesnbesuch vergewaltigt wurde. Und auf der anderen Seite die sicher ehrenwerte Aktion Wiesn-Gentleman. Nette Menschen klären an den Eingängen darüber auf, was einen Wiesn-Gentleman ausmacht, nämlich unter anderem "…er nutzt die Situation nicht aus, wenn sie betrunken ist / Wenn sie nach dem Date allein nach Hause will, ist das OK / Er nimmt Abstand, wenn sie "nein" sagt." Wie gesagt, das Ansinnen ist durchaus ehrenwert, aber sollten das nicht absolute Selbstverständlichkeiten sein, im Jahre 2013?!? Und leider bezweifle ich auch, dass Grabscher und Vergewaltiger ihre Taten aufgrund von Wissenslücken im Bereich Grundlagen menschlichen Verhaltens begehen. "He, Du darfst doch keine stockbesoffene Frau zum Sex zwingen" - "Ach so, scheiße, hätte ich das nur mal früher gewusst." So läuft`s wohl eher selten. Ich denke es ist vielmehr so, dass Alkohol eh schon vorhandenes asoziales Potential verstärkt. Sprich, aus einem latent sexistischen Arschloch wird ein aktives sexistisches Arschloch.
    Und einmal mehr ist man heilfroh, dass man mit solchen Leuten so gut wie nie zu tun hat. Ein dreifaches Hoch an die überwiegend akademisch weichgespülten Y-Chromosomenträger around! Viel besser so als anders!
  • Heute von einer Freundin erneut eine Hiobsbotschaft aus der Arbeitswelt erfahren. Meine Ex-Firma schließt zum Jahresende. Ich habe den Laden vor vier Jahren wegen chronischem Frust verlassen und zwar in Richtung jetzigen Job. Ich habe freiwillig ein unbefristetes und relativ gut bezahltes Beschäftigungsverhältnis direkt vor meiner Haustüre verlassen und habe einen befristeten Hungerleiderjob angenommen, zu dem ich täglich 40 km pendle. Und ich bin so, so froh, diesen Schritt getan zu haben. Ich liebe meinen Job, der inzwischen unbefristet und auch etwas weniger hungerleidend ist. Ich mag meinen Chef, ich mag meine Kollegen, ich mag mein Büro und ich mag den ganzen, großen, chaotischen Laden! Ich hätte mich im alten Job nur 4 weitere Jahre gequält, um dann jetzt auf der Straße zu stehen. Wie gut doch alles gelaufen ist! Hallelujah!

Lied des Tages: Kings of Leon, "Sex on fire"

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