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Montag, 18. März 2013
Mit Schneeschuhen zum Scheidungsanwalt
frau hysti, 18:33h
Am Samstag fuhr der Teenager alleine mit den anderen Chaoten aus seiner Schule zum Ski fahren, so dass für die Hystieltern ein vogelfreier Tag ins Haus stand. Der Mann liebt die Berge und Frau Hysti hat auch nicht wirklich etwas gegen sie, also machte man sich auf nach Oberammergau, um einen Gipfel mit Schneeschuhen zu bezwingen. Frau Hysti teilt zwar nicht die montane Euphorie ihres Gatten, ist aber eine brave Läuferin, solange es in ihren Augen nicht zu steil und damit zu gefährlich wird. Viele, viele Stunden ist sie schon hinter dem wegweisenden Mann hergetrabt, so auch vergangenen Samstag, wobei man mit Schneeschuhen an den Füßen nicht wirklich von Traben sprechen kann. Es ist schon ein spürbar anstrengenderes Gehen als ohne entsprechendes Sportgerät. Aber das Wetter war traumhaft schön, es hat kurz vorher geschneit und so stapfte man durch 25 cm feinpulverigen, jungfräulichen Neuschnee und genoss die Einsamkeit und die Stille. Besonders die Einsamkeit hat es Frau Hysti angetan, kein Mensch weit und breit, das ist so viel schöner, als überfüllte Skipisten!
Alles hätte so wunderschön sein können wie es auf diesen Bildern aussieht.
Hätte können, wenn man den Rückweg gefunden hätte. Die Wanderung war als Runde gedacht und irgendwann führte der Rückweg ins Nichts. Das hochgelobte GPS des Mannes zeigte einen Weg an, der da definitiv nicht war. Vielleicht ist dieser Weg ja im Sommer vorhanden und da dann mehr ein Pfad. Aber im verschneiten Winterwald war da einfach gar nichts, kein Schild, keine Markierung, nada!
Das bittere Resultat dieser Tatsache hieß Aufstieg bis zur letzen Abzweigung und dann einen breiteren Waldweg Richtung Tal. Diese kleine Störung kostete uns 1 ½ Stunden und gab der vorher guten Stimmung einen kleinen Dämpfer. Wir erinnern uns, Neuschnee + Schneeschuhe an den Füßen = große Anstrengung. Also wieder zurück auf den Waldweg und dann Richtung Tal.
Irgendwann auf halber Strecke talwärts zeigen GPS und Wanderkarte einen alternativen Weg zum Parkplatz an, der Mann vermutet, dass das der kürzere ist. Also den breiten Waldweg verlassen und auf der Alternativroute gen Tal. Irgendwann hört der Alternativweg einfach auf. Herr und Frau Hysti stehen allein im verschneiten Bergwald, das GPS schweigt verstohlen und hystiseits macht sich Entkräftung und damit verbundene Verzweiflung breit. Es fallen Worte wie "nie wieder", "..das war das allerletzte Mal.." und etwas wie "Scheiß alleine machen…". Der Mann zieht seinen letzten Joker in Form eines Schokoriegels und macht sich auf, die Umgebung zu erkunden. Dabei stößt er tatsächlich auf einen Trampelpfad, der sogar ihm zu unsicher erscheint und wie zum Beweis rutscht der Mann ab und schlittert zuerst mal einige Meter den Berg hinunter, bevor er sich wieder Halt verschaffen kann. Wenn das geht, ist Frau Hysti noch ein bisschen mehr verzweifelt als vorher, weil der Mann sich jetzt auch noch den Finger aufgerissen hat und in seinem tollen Bergrucksack zwar ein Erste-Hilfe-Täschchen ist, darin sind aber keine Pflaster mehr. Der Mann nutzt die sehr kurze Mitleidsphase seiner Gattin aus und eröffnet, dass er keine andere Möglichkeit sieht als nochmal bis zu unserem Freund, dem Waldweg, aufzusteigen. Frau Hysti weint ein paar verzweifelte Tränchen und fügt sich dann ihrem Schicksal. Die Stimmung ist sehr, sehr frostig, was nicht am Wetter liegt. Frau Hysti überlegt, während sie sich schweißgebadet den Berg hinauf schleppt, ob es auch das Gegenteil von Express-Trauung, also Express-Scheidung gibt und wenn ja, ob so ein Express-Scheidungs-Anwalt wohl auch eine Niederlassung im überaus katholischen Oberammergau hat. Die Chancen dafür stehen eher nicht so gut.
Nach 7 Stunden, 15 km Strecke und 900 Höhenmetern erreichen wir das Auto. Die Tour hätte laut dem Tourenplaner 4 Stunden dauern sollen. Den geplanten Besuch im weltbesten Eiscafe am Marktplatz können wir uns abschminken, weil wir schnell nach Hause rasen müssen um den Teenager samt Skiausrüstung am Busparkplatz einzusammeln. Essen tröstet Frau Hysti immer, aber nicht mal diesen Joker kann der Mann noch ausspielen, ohne seinen Sohn versetzen zu müssen. So etwas nennt man auch Zwickmühle.
Zwei Tage später sind die Hystis immer noch verheiratet, der Sohn wurde pünktlich eingesammelt und die ganze Familie hat sich Trostessen von der Lieblingschinesin einverleibt. Verstohlen hat Frau Hysti schon nach weiteren Schneeschuhtouren fürs nächste Jahr gegoogelt. Weil es einfach wunder-wunderschön ist und wirklich Spaß macht, wenn man die Strecke nur einmal und nicht doppelt und dreifach geht. Und vor allen Dingen, wenn man eine wirklich stabile Beziehung hat!
Alles hätte so wunderschön sein können wie es auf diesen Bildern aussieht.
Hätte können, wenn man den Rückweg gefunden hätte. Die Wanderung war als Runde gedacht und irgendwann führte der Rückweg ins Nichts. Das hochgelobte GPS des Mannes zeigte einen Weg an, der da definitiv nicht war. Vielleicht ist dieser Weg ja im Sommer vorhanden und da dann mehr ein Pfad. Aber im verschneiten Winterwald war da einfach gar nichts, kein Schild, keine Markierung, nada!
Das bittere Resultat dieser Tatsache hieß Aufstieg bis zur letzen Abzweigung und dann einen breiteren Waldweg Richtung Tal. Diese kleine Störung kostete uns 1 ½ Stunden und gab der vorher guten Stimmung einen kleinen Dämpfer. Wir erinnern uns, Neuschnee + Schneeschuhe an den Füßen = große Anstrengung. Also wieder zurück auf den Waldweg und dann Richtung Tal.
Irgendwann auf halber Strecke talwärts zeigen GPS und Wanderkarte einen alternativen Weg zum Parkplatz an, der Mann vermutet, dass das der kürzere ist. Also den breiten Waldweg verlassen und auf der Alternativroute gen Tal. Irgendwann hört der Alternativweg einfach auf. Herr und Frau Hysti stehen allein im verschneiten Bergwald, das GPS schweigt verstohlen und hystiseits macht sich Entkräftung und damit verbundene Verzweiflung breit. Es fallen Worte wie "nie wieder", "..das war das allerletzte Mal.." und etwas wie "Scheiß alleine machen…". Der Mann zieht seinen letzten Joker in Form eines Schokoriegels und macht sich auf, die Umgebung zu erkunden. Dabei stößt er tatsächlich auf einen Trampelpfad, der sogar ihm zu unsicher erscheint und wie zum Beweis rutscht der Mann ab und schlittert zuerst mal einige Meter den Berg hinunter, bevor er sich wieder Halt verschaffen kann. Wenn das geht, ist Frau Hysti noch ein bisschen mehr verzweifelt als vorher, weil der Mann sich jetzt auch noch den Finger aufgerissen hat und in seinem tollen Bergrucksack zwar ein Erste-Hilfe-Täschchen ist, darin sind aber keine Pflaster mehr. Der Mann nutzt die sehr kurze Mitleidsphase seiner Gattin aus und eröffnet, dass er keine andere Möglichkeit sieht als nochmal bis zu unserem Freund, dem Waldweg, aufzusteigen. Frau Hysti weint ein paar verzweifelte Tränchen und fügt sich dann ihrem Schicksal. Die Stimmung ist sehr, sehr frostig, was nicht am Wetter liegt. Frau Hysti überlegt, während sie sich schweißgebadet den Berg hinauf schleppt, ob es auch das Gegenteil von Express-Trauung, also Express-Scheidung gibt und wenn ja, ob so ein Express-Scheidungs-Anwalt wohl auch eine Niederlassung im überaus katholischen Oberammergau hat. Die Chancen dafür stehen eher nicht so gut.
Nach 7 Stunden, 15 km Strecke und 900 Höhenmetern erreichen wir das Auto. Die Tour hätte laut dem Tourenplaner 4 Stunden dauern sollen. Den geplanten Besuch im weltbesten Eiscafe am Marktplatz können wir uns abschminken, weil wir schnell nach Hause rasen müssen um den Teenager samt Skiausrüstung am Busparkplatz einzusammeln. Essen tröstet Frau Hysti immer, aber nicht mal diesen Joker kann der Mann noch ausspielen, ohne seinen Sohn versetzen zu müssen. So etwas nennt man auch Zwickmühle.
Zwei Tage später sind die Hystis immer noch verheiratet, der Sohn wurde pünktlich eingesammelt und die ganze Familie hat sich Trostessen von der Lieblingschinesin einverleibt. Verstohlen hat Frau Hysti schon nach weiteren Schneeschuhtouren fürs nächste Jahr gegoogelt. Weil es einfach wunder-wunderschön ist und wirklich Spaß macht, wenn man die Strecke nur einmal und nicht doppelt und dreifach geht. Und vor allen Dingen, wenn man eine wirklich stabile Beziehung hat!
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