Samstag, 16. Februar 2013
Schön sein
Eines schönen Abends kommt das feucht-fröhliche Gespräch mit den mitreisenden Freunden auf ein Thema, welches derzeit immer öfter im Freundeskreis kontrovers diskutiert wird, nämlich plastische OPs bzw. das Spritzen von Botox.

Mehrere Freundinnen hatten auch schon Eingriffe oder wenigstens die entsprechenden Beratungsgespräche. Und leider muss ich zugeben, dass ich dies überhaupt nicht nachvollziehen kann. Nämlich deshalb nicht, weil man ja als Gesamtpaket altert und ich nicht verstehe, was es für Vorteile bringt, wenn man diesen Prozess bei Einzelteilen aufhalten will. Welchen Vorteil hat man zum Beispiel, wenn die Lippenfalten unterspritzt werden, aber der Hals und die Hände runzelig sind? Oder wenn der Busen straff ist, aber das Hinterteil hängt? Diese Fragen hat mir bisher auch noch keine der Befürworterinnen zufriedenstellend beantworten können. Immerhin hat bisher niemand vor, sich Stück für Stück aufhübschen zu lassen. Es sind immer einzelne optische Mängel, auf die sich die jeweilige Besitzerin eingeschossen hat. Wenn die Beseitigung dieser optischen Schwachstellen zu einer unglaublichen Steigerung von Glück und Zufriedenheit führen, geht die Sache vielleicht in Ordnung. Aber wie bereits erwähnt, ist das Alter ja eine Bitch und gibt sich nicht mit nur einem Angriff zufrieden, und was dann? Zufriedenheit und Glück wieder weg, oder was? Niemand hat diese Argumente bisher für mich zufriedenstellend entkräften können. Und auch "Ich mache das alles nur für mich selbst" kann ich nicht so recht glauben. Wenn ich für mich selbst bin, zum Beispiel daheim auf dem Sofa, oder weit weg vom Schuss, so wie hier im österreichischen Niemandsland, ziehe ich bestimmt keine unbequemen hohen Schuhe oder enge Klamotten an und schmiere mir Farbe ins Gesicht. Aber natürlich ist mein Selbst glücklicherweise nicht jederfraus Selbst und vielleicht gibt es ja Frauen, die sich für einen gemütlichen Abend allein daheim oder für einen einsamen Spaziergang so richtig aufbrezeln. Oder sich nur für sich selbst unters Messer legen. Was ich aber ehrlich gesagt nicht ganz glaube. Und sofort stellt sich dann die heikle Frage nach dem Wert von Beziehungen jeglicher Art, die auf dem vergänglichen Fundament der Optik bzw. des schönen Scheins ruhen. Der geschätzte Knochendoktor, mit dem ich dieses Thema kürzlich erörtert habe, bringt meine Einstellung auf den Punkt:"Wenns an den Falten scheitert, is eh scho alles zu spät."

Ich bin ein paar Jahre jünger als besagte Freundinnen und kann natürlich nicht in die Zukunft sehen. Vielleicht flippe ich ja in 10 Jahren total aus und schlachte das Sparschwein, damit die Spritzen aufgezogen und die Skalpelle gewetzt werden können. Kann sein, wankelmütige Hexe, die ich nunmal bin. Aber ich kann es mir momentan absolut nichtvorstellen, weil ich bisher immer völlig andere Prioritäten gehabt habe. Und sich mir verdammt nochmal der Sinn nicht erschließt, weil ja aufgeschoben nicht aufgehoben ist. Endlosschleife.

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