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Sonntag, 28. April 2013
I feel you
frau hysti, 07:54h
Ich bin hochsensibel.
Was sich zuerst einmal nach Heulsuse anhört ist jedoch ein zunehmend erforschtes und testbares Phänomen. Kurz gesagt ist es so, dass Hochsensible praktisch alle Sinneseindrücke stärker wahrnehmen können als der Durchschnitt der Bevölkerung, natürlich in ganz individuellen Ausprägungen. Das funktioniert mit Gerüchen und Geräuschen, aber meistens besonders gut mit Gefühlen. Was bei nicht Hochsensitiven das Gehirn nicht erreicht, weil es vorher herausgefiltert wird, flutscht bei unsereins durch und muss vom Gehirn zusätzlich zu den "normalen" Informationen verarbeitet werden. Wir nehmen stark vereinfacht gesagt mehr wahr und belasten unser Gehirn zusätzlich damit.
Praktisch sieht das bei mir so aus, dass ich schneller und empfindlicher auf Gerüche und Geräusche reagiere als Mitmenschen. Ich finde zum Beispiel öfter, dass Leute "komisch" riechen als der von mir daraufhin befragte Mann. Mir ist es im Alltag am liebsten, wenn Leute gar nicht riechen, also am besten nicht schlecht, aber auch nicht übermäßig künstlich, also parfümiert. Ich bin überaus lärmempfindlich, schlafe nur mit Oropax, und habe beim Besuch von Einkaufspassagen immer meine eigene Musik im Ohr, weil mich die wechselnde Beschallung in den verschiedenen Shops überfordert.
Besonders ausgeprägt ist aber die "psychosoziale Feinwahrnehmung, das heißt, Befindlichkeiten, Stimmungen und Emotionen anderer Menschen werden leichter und detaillierter erkannt". Das ist bei mir genau so. Ich finde meist, dass das eine sehr feine Sache ist. Durch mein grundsätzlich extrovertiertes Wesen fällt es mir leicht auf Menschen zuzugehen und die vorhandenen sehr feinen Antennen helfen mir, die Lage auszuloten und schnell den richtigen Zugang zu finden. Meine langjährigen und tiefgehenden Beziehungen sind diesem Privileg geschuldet und ein großes, großes Glück.
Die Kehrseite der Medaille ist die Sache mit der Reizüberflutung, weswegen ich übrigens an einem Sonntagmorgen seit vier Uhr vor dem Rechner sitze und diesen Text schreibe. Wenn sehr viele verschiedene (emotionale) Reize auftreten, wie bei der gestrigen Familienfeier, kommt mein armes Hirn mit der Verarbeitung des Ganzen nicht mehr mit und reagiert auf die durchaus vorhandene Erschöpfung recht kontraproduktiv, nämlich mit Schlafentzug. Das Gedankenkarussell dreht sich viel zu schnell, es kann nicht mehr alles richtig aussortiert und zugeordnet werden. Das ist anstrengend.
Ich habe in letzter Zeit viel zum Thema Hochsensibilität gelesen und ein paar Onlinetests gemacht. Das Ergebnis ist eindeutig aber letztendlich nur die Bestätigung einer Tatsache, die mir schon lange bewusst war. Introvertierte Hochsensible haben Probleme im Alltag, weil sie sich durch die vermehrt auftretende Reizüberflutung zum Selbstschutz noch zusätzlich zurückziehen und nicht verstanden werden. Bei mir ist das glücklicherweise nicht so, die Vorteile überwiegen bei weitem. Ich brauche zwar nach für mich aufregenden Ereignissen meine Ruhe, um zu überdenken und richtig einzuordnen. Ist das passiert, habe ich aber gleich wieder Lust auf Menschen. Meine Antennen wollen und müssen gefordert werden, auch wenn dadurch mal die eine oder andere schlaflose Nacht drin ist. Man kann sie ja immer noch zum schreiben nutzen. Alles ist gut, wie es ist.
Lied des Tages muss zwingend "I feel you" von Depeche Mode sein. Weil der Titel praktisch Programm ist und weil Dave Gahan eh der Tollste ist und weil es einer der vielen Vorteile eines Antennenmenschen ist, Musik so schön fühlen zu können.
I feel you
Your precious soul
And I am whole
Was sich zuerst einmal nach Heulsuse anhört ist jedoch ein zunehmend erforschtes und testbares Phänomen. Kurz gesagt ist es so, dass Hochsensible praktisch alle Sinneseindrücke stärker wahrnehmen können als der Durchschnitt der Bevölkerung, natürlich in ganz individuellen Ausprägungen. Das funktioniert mit Gerüchen und Geräuschen, aber meistens besonders gut mit Gefühlen. Was bei nicht Hochsensitiven das Gehirn nicht erreicht, weil es vorher herausgefiltert wird, flutscht bei unsereins durch und muss vom Gehirn zusätzlich zu den "normalen" Informationen verarbeitet werden. Wir nehmen stark vereinfacht gesagt mehr wahr und belasten unser Gehirn zusätzlich damit.
Praktisch sieht das bei mir so aus, dass ich schneller und empfindlicher auf Gerüche und Geräusche reagiere als Mitmenschen. Ich finde zum Beispiel öfter, dass Leute "komisch" riechen als der von mir daraufhin befragte Mann. Mir ist es im Alltag am liebsten, wenn Leute gar nicht riechen, also am besten nicht schlecht, aber auch nicht übermäßig künstlich, also parfümiert. Ich bin überaus lärmempfindlich, schlafe nur mit Oropax, und habe beim Besuch von Einkaufspassagen immer meine eigene Musik im Ohr, weil mich die wechselnde Beschallung in den verschiedenen Shops überfordert.
Besonders ausgeprägt ist aber die "psychosoziale Feinwahrnehmung, das heißt, Befindlichkeiten, Stimmungen und Emotionen anderer Menschen werden leichter und detaillierter erkannt". Das ist bei mir genau so. Ich finde meist, dass das eine sehr feine Sache ist. Durch mein grundsätzlich extrovertiertes Wesen fällt es mir leicht auf Menschen zuzugehen und die vorhandenen sehr feinen Antennen helfen mir, die Lage auszuloten und schnell den richtigen Zugang zu finden. Meine langjährigen und tiefgehenden Beziehungen sind diesem Privileg geschuldet und ein großes, großes Glück.
Die Kehrseite der Medaille ist die Sache mit der Reizüberflutung, weswegen ich übrigens an einem Sonntagmorgen seit vier Uhr vor dem Rechner sitze und diesen Text schreibe. Wenn sehr viele verschiedene (emotionale) Reize auftreten, wie bei der gestrigen Familienfeier, kommt mein armes Hirn mit der Verarbeitung des Ganzen nicht mehr mit und reagiert auf die durchaus vorhandene Erschöpfung recht kontraproduktiv, nämlich mit Schlafentzug. Das Gedankenkarussell dreht sich viel zu schnell, es kann nicht mehr alles richtig aussortiert und zugeordnet werden. Das ist anstrengend.
Ich habe in letzter Zeit viel zum Thema Hochsensibilität gelesen und ein paar Onlinetests gemacht. Das Ergebnis ist eindeutig aber letztendlich nur die Bestätigung einer Tatsache, die mir schon lange bewusst war. Introvertierte Hochsensible haben Probleme im Alltag, weil sie sich durch die vermehrt auftretende Reizüberflutung zum Selbstschutz noch zusätzlich zurückziehen und nicht verstanden werden. Bei mir ist das glücklicherweise nicht so, die Vorteile überwiegen bei weitem. Ich brauche zwar nach für mich aufregenden Ereignissen meine Ruhe, um zu überdenken und richtig einzuordnen. Ist das passiert, habe ich aber gleich wieder Lust auf Menschen. Meine Antennen wollen und müssen gefordert werden, auch wenn dadurch mal die eine oder andere schlaflose Nacht drin ist. Man kann sie ja immer noch zum schreiben nutzen. Alles ist gut, wie es ist.
Lied des Tages muss zwingend "I feel you" von Depeche Mode sein. Weil der Titel praktisch Programm ist und weil Dave Gahan eh der Tollste ist und weil es einer der vielen Vorteile eines Antennenmenschen ist, Musik so schön fühlen zu können.
Your precious soul
And I am whole
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