Dienstag, 19. März 2013
Hysti macht Frühling
  • Schluss mit Winter! Dem Wetterbericht zum Trotz heute nach der Arbeit in den Gartenmarkt gestochen und einen Wagen voll Frühlingsblümchen gekauft. Oma Hysti warnt zwar, dass ein einziger Nachtfrost ausreicht, um der Blütenpracht ein schnelles Ende zu machen, aber wer den Frühling nicht wagt, der nicht gewinnt.




  • In der Lokalpresse ein moralapostolischer Bericht über die Zunahme von Bordellwohnungen. Wen wundert`s, hat man doch vor kurzem im der Großstadt den Straßenstrich verboten und den Bau eines Großbordells nicht genehmigt. Ein Schelm, der denkt, dass Verbote den Markt regulieren könnten und nicht die durchaus vorhandene Nachfrage. Das lokale Käseblatt erzählt uns jetzt rührende Geschichten von der alten Oma, die von der Bordellwohnung über sich um den Schlaf gebracht wird und von der armen Familie, die morgens vor der Haustüre zuerst mal gebrauchte Kondome und Spritzen von der Straße klauben muss, bevor die Kinderchen das Haus verlassen können. Alle braven und anständigen Leser greifen schon verstohlen zum Taschentuch, entscheiden sich dann aber doch lieber für die Kotztüte, weil sie nämlich den absolut heuchlerischen Kommentar gelesen haben. Vom männlichen Redakteur für alle Geschlechtsgenossen, mit der Anregung, sich doch mal zu überlegen, dass es gar nicht schön ist, Frauen als Ware zu sehen und dass das alles ein "ganz mieses Spiel" ist. Blablabla, das Wort zum Sonntag. Wahrscheinlich lacht sich die Redaktion tot über die armen Irren, die für diesen klischeetriefenden Mist heute mal wieder bezahlt haben.

    Sex ist eine Ware und die wird quer durch alle Schichten konsumiert. Wenn die Nachfrage nicht so groß wäre, wäre das Angebot auch nicht entsprechend. Verbote sind ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft, die vom Offensichtlichen peinlich berührt ist und es lieber nicht sehen will, dass auch Opas und Papis und Anzugträger ab und zu Bedürfnisbefriedigung betreiben. Aus den Augen, aus dem Sinn.

    Einen vollkommen anderen und wesentlich glaubwürdigeren Einblick bekommt der interessierte Leser bei Frau Happywhore, die weiß, wovon sie spricht und auch noch sehr gut schreiben kann.
  • "Unsere Mütter, unsere Väter" gefällt der Hysti-Familie. Der Teenager ist gerade sehr sensibel für das Thema, ist der Nationalsozialismus doch momentan aktueller Schulstoff. Mama Hysti freut sich, dass er offensichtlich stark berührt ist und reflektiert. Natürlich sagt es sich so einfach, dass man seine Kinder immer so annehmen und lieben muss, wie sie sind. Aber wenn sich die eigene Brut zu einem Springerstiefel und Bomberjacken tragenden Idioten entwickelt, würde mir das Annehmen und Lieben sicherlich unheimlich schwer fallen. Als ich neulich in der Innenstadt an der Ampel stand, hat so ein Neonazi-Exemplar auf Krücken humpelnd den Fußgängerübergang benutzt. Der erste, recht unchristliche, Hysti-Gedanke war leider: "Geschieht Dir Recht, dass Du nicht gehen kannst, Volldepp.". Das mit der Feindesliebe üben wir noch.
Passend zum Thema das wunderbare Ärzte-Lied "Scheint die Sonne auch für Nazis?".




Das entsprechende Poster hängt übrigens an unserer Klotüre. Immer gegen Rechts, auch in den persönlichsten Bereichen. ;-)

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