Montag, 7. Januar 2013
Der Drache blinzelt
  • Nach über zwei Wochen wieder frühmorgens zur Arbeit gefahren. Man freut sich, was ein gutes Zeichen ist. Der Arbeitgeber liegt in der Morgendämmerung noch recht verschlafen da . Wie ein großer, alter Drache, der seinen unerwarteten Besucher im Halbschlaf anblinzelt, aber sich noch nicht regt. Der ganze Laden ist in den Weihnachtswochen auf Sparflamme gelaufen und am allgemeinen ersten Arbeitstag ist ein jeder noch recht tiefenentspannt. Man wünscht sich gefühlte 100.000 Mal gegenseitig ein gutes Neues Jahr und schiebt noch einen weiteren Tag lag die Dinge, die jetzt unweigerlich wieder auf uns zukommen werden, ins gedankliche Abseits.
  • Zwischen dem jetzt überstandenen und dem nächsten (Ski-) Urlaub liegen, bedingt durch den diesjährig sehr frühen Fasching, nur fünf Arbeitswochen. Leider gibt das hysterische Unterbewusstsein keine Ruhe und erstellt selbständig Listen, was in dieser Zeit unbedingt erledigt werden muss, und das ist einiges. Deshalb beim weltbesten Chef schon mal erhöhten HiWi-Bedarf hystiseits angemeldet, einer muss die ganze Arbeit ja schließlich machen.
  • Die Zeiten, in denen man sich selbst für einen durchschnittlichen Infekt höchstens eine Woche Regenerationszeit eingeräumt hat, sind offensichtlich vorüber. Immer noch schniefend und hustend unterwegs, trotz vorbildlicher Behandlung der geschundenen Atemwege. Gestern zum Beispiel die Sauna im Studio kurzerhand zum Dampfbad umfunktioniert und brav auf der untersten Sitzbank den selbst mitgebrachten Eukalyptus-Aufguss inhaliert. Das ist ja wohl aktive Gesundheitsförderung auf höchstem Niveau. Mal sehen, wann dieses Vorgehen endlich Anerkennung erfährt.
  • Kommenden Mittwoch steht ein der Freundin zum Geburtstag geschenkter, gemeinsamer Sushi-Kochkurs an. Die Freundin kann zwar neben der erst kürzlich erwähnten Zitronentarte auch hervorragendes Sushi zubereiten, der Kurs verspricht aber auch die Vermittlung erweiterter Sushi-Kniffe wie Inside-Out-Rolls usw. Also den Kurs bereits im Sommer für das Geburtstagskind und zwei weitere Damen und Frau Hysti selbst gebucht und auch bezahlt. Soweit alles super, wenn die Beschenkte nicht eins der Hysti-Niesattacken-Opfer wäre und jetzt selbst die dumme Seuche am Hals hätte. Guter Rat ist nun teuer, roher Fisch sollte bestenfalls nicht ständig mit menschlichen Auswürfen kontaminiert werden, das ist weder für den Fisch noch für die anderen Mitkocher besonders angenehm. Plan A ist nun, die eventuell nicht Kochfähigen durch Ersatzpersonal – den Hystimann oder die Tochter der Freundin – zu ersetzten. Plan B ist, die bis Mittwoch weitestgehend Gesundeten mit Mundschutz auszustatten. Da zwei Blöde auch oft einen Gedanken haben, hat sowohl Frau Hysti als auch die Freundin heute Nachmittag je eine Familienpackung Mundschütze besorgt, so dass wir jetzt bis an unser Lebensende täglich Mundschutz tragen können, sollte das jemals modern werden.
  • Dass die Wulffs sich getrennt haben ist zwar nicht überraschend, aber besonders übelkeitserregend, wenn man das Theater betrachtet, mit dem sie ihre Beziehung sowie die ganze Familie inszeniert haben. Die Liebe treibt nicht Mutwillen und bläht sich nicht auf. Die Wulffens und Van der Vaarts und solche Leute haben sich wahrscheinlich gerade für eine Homestory knipsen lassen, als diese weisen Worte auf dem Stundenplan standen.
  • Eine sehr schöne und bequeme Softshell-Hose, die man sich vergangenen Februar für den damals anstehenden Winterurlaub gekauft hat, passt nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr bequem. Als die Hose nach einem knappen Jahr Auszeit neulich anprobiert wurde, hat Frau Hysti diese zuerst für eine fälschlich in den Hystischrank gepackte und dort vergessene Kinderhose gehalten. Erst der ungläubige Blick auf das Etikett hat die fatale Lage geklärt. Das erklärte Ziel ist jetzt, sich in den kommenden 5 Wochen wieder der Hose anzupassen. Es wird jedenfalls keine neue Hose für den kommenden Urlaub gekauft. Entweder abnehmen oder Schnee(schuh)wandern in Jogginghosen!
  • Der Mann liegt neben mir auf dem Sofa, spielt Angry Birds auf seinem Handy und sieht nebenzu auf ZDF Kultur eine ZDF-Hitparade aus den Achzigern. Bei Truck Stops "Take it easy altes Haus" singt er lauthals mit. Ich arbeite nicht nur in einem Irrenhaus, ich lebe auch in einem.
  • Nach dem Friede-Liebe-Weihnachts-Trallala muss es musikalisch jetzt mal wieder etwas härter zur Sache gehen, deshalb im Auto heute Rammstein gehört.

    Lied des Tages: Moskau

    Folgende Strophe habe ich heute das erste Mal richtig bewusst aufgenommen:
    Diese Stadt ist eine Dirne
    Hat rote Flecken auf der Stirn
    Ihre Zähne sind aus Gold
    Sie ist fett und doch so hold
    Ihr Mund fällt mir zu Tale
    wenn ich sie dafür bezahle

    Sie zieht sich aus doch nur für Geld
    Die Stadt die mich in Atem hält


    Sehr schön beschrieben, gefällt fast ebenso gut wie dieser schöne Textausschnitt.


... comment