Donnerstag, 7. März 2013
Von Winterlingen, Schlampenschleppern und Himmelsgeschenken
  • Gestern Abend auf dem Parkplatz des Fitnessstudios der allergrößte Mercedes-SUV, den ich jemals gesehen habe. Auch der größte, den der Mann jemals gesehen hat, weshalb er das Ding umrunden und nach der Typenbezeichnung sehen wollte. Das habe ich ihm ganz entschieden untersagt, weil ich nämlich vermutet habe, dass der Typ, dem die Angeberkarre gehört, ganz bestimmt an einem der Cardiogeräte an der Fensterfront hängt und sich diebisch freut, wenn sein dummes Auto Aufsehen erregt. Natürlich ist das ein hanebüchenes Vorurteil, denn vielleicht gehört der Schlitten ja auch einer kleinen, unscheinbaren Frau, die zufällig ihren Autofetisch auslebt. Aber die wäre mir genauso suspekt wie der - vielleicht meinem kranken Hirn entsprungene -Schlampenschlepperfahrer. Ich kann es nicht ändern, Menschen, die so augenscheinlich Statussymbole spazieren fahren oder zeigen, stecken einfach in der Schublade „Muss Mangel an Persönlichkeit durch Protz substituieren“ fest.
  • Um gleich beim Thema zu bleiben, heute Mittag auf dem Supermarktparkplatz ein Herr mit Mercedes-Cabriolet, Verdeck offen, Auto parkend, Typ umkreist fußläufig das Auto und telefoniert dabei . Als ich wieder aus dem Supermarkt komme, rennt er immer noch um das Auto und telefoniert recht wichtig, in seinem doofen Sakko mit Wildlederapplikationen auf den Ellbogen. Das kann nichts anderes als ein Depp sein, ein netter Mensch benimmt sich nicht so blöd. Jedenfalls ganz und gar nicht mein Beuteschema, wenn ich Nackenbehaarung hätte, hätte sie sich sicher mitten auf dem Parkplatz aufgestellt.
  • Zum großen Glück gibt es auch sehr viele vernünftige Männer wie zum Beispiel Herrn Gauck, der klipp und klar sagt, was er vom #Aufschrei hält, nämlich nichts. "Eine besonders gravierende, flächendeckende Fehlhaltung von Männern gegenüber Frauen kann ich hierzulande nicht erkennen." Bravo, ich nämlich auch nicht und zufällig bin ich eine Frau und habe praktisch rund um die Uhr mit Männern zu tun. Weil ich mit zweien zusammenlebe und mit diversen zusammenarbeite und sogar, hört hört!, mit einigen befreundet bin. Natürlich gibt es von den #Aufschrei-Tanten jetzt eine #Aufschrei#Aufschrei-Immer zweimal-mehr-#Aufschrei-als Du-Aktion gegen das Gauck-Statement. Aber was schert es die Eiche, wenn sich die Wildsau an ihr reibt?
  • Weil meine eigenen Männer ja allermeistens ganz passable Vertreter ihres Geschlechts sind, finden jetzt auch beide Billy Talent ganz toll. Und wenn wir Kunst ganz toll finden, geben wir auch Geld dafür aus, deshalb gleich mal das entsprechende Album erworben. Der Künstler lebt ja auch nicht von Applaus allein und gerade die Sparte Indie muss gefördert werden, wenn nicht doch eines Tages Dieter Bohlen als großer Sieger übrigbleiben soll.
  • Als ich heute an der Ampel halten musste, habe ich in einem Garten einen riesigen Teppich aus gelben Blümchen entdeckt und diese per Google als Winterlinge identifiziert. Ich bilde mir sogar ein, dass es draußen überall nach Blüten riecht, obwohl ja noch gar nicht viel blüht. Schon bemerkenswert, was das mittägliche Sonnenbad mit unserem Hirn anstellt. Das nennt man dann wohl Frühlingsgefühle.
  • Meine neugefundene Putzhilfe hat mir der Himmel geschickt. Pünktlich, sauber und wahnsinnig lieb. Hoffentlich bleibt das noch lange genau so. Die durch sie gewonnene Zeit ist der größte Luxus, den ich mir überhaupt vorstellen kann. Danke, danke, danke!

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